HIV-Deutschland

Zahlen und Fakten

In Deutschland leben ca. 91.400 Menschen mit HIV. 97% der Menschen mit einer HIV-Diagnose lassen sich ärztlich behandeln und nehmen HIV-Medikamente. Es erkranken schätzungsweise immer noch 900 Menschen im Jahr an Aids oder einem schweren Immundefekt, weil sie von ihrer HIV-Infektion nichts wissen. Im Jahr 2020 wurden ca. 2450 Menschen neu mit HIV diagnostiziert.

Menschen,
die mit HIV leben
Menschen,
die nichts von
Infektion wissen
Geschätzte
Neuinfektionen
pro Jahr
Deutschland91.4009.5002.000

RKI (2021): HIV/AIDS in Deutschland – Eckdaten der Schätzung (Stand: Ende 2020).
BZgA (2021): Leben mit HIV. Anders als Du denkst. Daten und Fakten zum Welt-AIDS-Tag.

Im Regierungsbezirk Unterfranken leben zum aktuellen Zeitpunkt geschätzt 1000 Menschen mit einer HIV-Infektion.

Davon weiß jede zehnte Person zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts von Ihrer Infektion.

Die Neudiagnosen lagen für Unterfranken in den vergangenen Jahren im Durchschnitt bei ca. 35 Personen.

Das 90-90-90-Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – Darstellung für Deutschland

Zit. n. RKI (2021): HIV/AIDS in Deutschland – Eckdaten der Schätzung (Stand: Ende 2020).
S.2: Abb.3: „Versorgungskaskade in Deutschland im Jahr 2020: Anteile der Menschen mit HIV, die diagnostiziert, behandelt und erfolgreich behandelt werden.“

Einfluss der COVID-19-Pandemie

Die HIV-Neudiagnosen gingen in Deutschland 2020 deutlich (- 21% von 2019 zu 2020) zurück. Dieser Rückgang könnte auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen sein.

  • Verringerung der Sexualpartner*innen, besonders während des ersten Lockdowns
  • Rückgang der Mobilität, im In- und Ausland; somit weniger Infektionen durch Tourismus und Migration
  • Weniger Testangebote und geringere Nachfrage für Testungen

Es ist zu erwarten, dass der Rückgang bei den HIV-Testungen im Jahr 2020 zu einer steigenden Zahl noch nicht diagnostizierter HIV-Infektionen geführt haben könnte. Nach Abflauen der COVID-19-Pandemie könnte es zu einem Wiederanstieg der HIV-Neuinfektionen kommen.

Aus unserer Arbeit

Prävention/Information

Die HIV/Aids-Beratungsstelle veranstaltet
Präventions- und Informations-
veranstaltungen in allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, für Berufsgruppen (z.B. aus dem med. Bereich), für soziale Einrichtungen, für Arbeitgeber und für Risikogruppen etc.

Aktuelles:

  • Aufgrund der Einschränkungen durch Corona konnten in diesem Jahr deutlich weniger Veranstaltungen stattfinden.
  • Online-Präventionsveranstaltungen kamen als neues Angebot hinzu.
  • seit September können wieder vermehrt Informationsveranstaltungen an Schulen in Präsenz durchgeführt werden.

Test

Wir bieten einen Kombinations-Test für HIV und Syphilis an, dieser kann innerhalb weniger Minuten durchgeführt werden. Mit Termin in Würzburg oder spontan bei einem der Schnelltestabende in Würzburg/Schweinfurt/Aschaffenburg kann sich jede/jeder anonym beraten und testen lassen.

Aktuelles:

  • Schnelltestabende finden seit diesem Jahr wieder regelmäßig in Würzburg, Aschaffenburg und nun auch in Schweinfurt statt.
  • Die Anzahl der Testungen ist deutlich gestiegen.

Beratung und Begleitung

Unser Beratungsangebot ist auf Wunsch anonym und kann persönlich, telefonisch oder über die Beratungsplattform der Caritas online stattfinden. Wir beantworten Fragen zu HIV und informieren über Übertragungswege, Tests, PreP & PEP und andere sexuell übertragbare Infektionen.

Für HIV-infizierte Menschen und ihr persönliches Umfeld bieten wir professionelle Beratung, Begleitung und Ambulant Begleitetes Wohnen an.

Aktuelles:

  • 2021 wandten sich 18 Personen mit einer HIV-Diagnose erstmals an die HIV/Aids-Beratungsstelle Unterfranken.
  • Vollbelegung und viele Anfragen für das Ambulant Begleitete Wohnen in unserem Haus in Würzburg.

Leben mit HIV in Deutschland – positive Stimmen 2.0

HIV ist in Deutschland eine gut behandelbare chronische Erkrankung. Die tägliche Medikamenteneinnahme und regelmäßige Untersuchungen schaffen Sicherheit und ermöglichen bei erfolgreicher Therapie ein Leben unter der Nachweisgrenze. Auf der anderen Seite stehen Unsicherheiten und Ängste: Wie gehe ich mit meiner Infektion im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis um? Wem erzähle ich davon? Wie reagieren andere? Muss ich das auf meiner Arbeit sagen? Behandeln mich meine Arbeitskolleg*innen dann anders? Sollte ich meiner Physiotherapeutin davon erzählen? Die Umfrage „Positive Stimmen 2.0“ gibt Einblicke in die Erlebenswelt Betroffener.

Quelle: DAH 2021

Die Deutsche Aidshilfe und das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft haben untersucht, ob, wie und wo Menschen mit HIV heute noch Diskriminierung erfahren und wie sie HIV-bezogene Stigmatisierung erleben:

87% der Befragten stimmten der Aussage zu „HIV ist ein Teil von mir, den ich akzeptiere.“ Von 934 Befragten gab jede vierte Person (76%) an, gesundheitliche Aspekte in Bezug auf die HIV-Infektion schränken sie wenig ein.

Im Hinblick darauf, wie offen Personen mit ihrer Infektion umgehen (können), zeigt sich: für Betroffene bleibt es weiterhin schwer, über ihre Infektion zu sprechen. Bei 73% der Befragten wisse in vielen Bereichen des Lebens niemand davon. Gleichzeitig aber berichtet jede zweite Person (46%), dass es mit der Zeit einfacher geworden sei, anderen von ihrer HIV-Infektion zu berichten.

Quelle: DAH 2021

Die Daten zeigen, dass Betroffene verschiedene negative Erfahrungen in Bezug auf Ihre Infektion machen mussten. HIV-bezogene Stigmatisierung beeinflusst zahlreiche Lebensbereiche von Menschen mit HIV. Im Gesundheitswesen, aber auch im Privaten, im Sexualleben oder in den Medien erleben Menschen mit HIV diskriminierendes Verhalten oder werden mit Vorurteilen gegenüber HIV konfrontiert. Diese Erfahrungen haben erhebliche Auswirkungen: Sie führen nicht nur zu einem schlechteren Gesundheitszustand, weniger Wohlbefinden und weniger sexueller Zufriedenheit, sondern beeinflussen auch den Umgang mit der eigenen Infektion (z. B. weniger offenes Sprechen über HIV), das Selbstbild bzw. die verinnerlichte Abwertung.

Fazit:

Medizinisch gesehen kann man gut mit HIV leben. Gleichzeitig können Betroffene in verschiedenen Lebensbereichen aus Angst vor oder bereits erlebter Andersbehandlung und Ablehnung nicht offen mit ihrer HIV-Infektion umgehen. Entscheidet eine Gesellschaft, sich um die Gesundheit all ihrer Bürgerinnen und Bürger zu kümmern, dann braucht es ein ganzheitlich gedachtes Konzept von Gesundheit: Zugang zu medizinischer Versorgung und psychosozialen Unterstützungsangeboten, rechtlicher Schutz vor Diskriminierung, öffentlichkeitswirksame Kampagnen zum Abbau von Stigmatisierung, Etablieren und Einfordern einer akzeptierenden Haltung und Ermöglichen von vollumfänglicher Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Es ist aus diesem Grund weiterhin erklärtes Ziel der HIV/Aids-Beratung Unterfranken, sich für die Belange Betroffener einzusetzen und sich unablässig für ein solidarisches Miteinander in der Gesellschaft stark zu machen.

Quellen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2021): Welt-AIDS-Tag. Leben mit HIV. Anders als du denkst. Köln-Ehrenfeld. URL: https://www.welt-aids-tag.de/daten-und-fakten/ (aufgerufen am 01.12.2021).

Deutsche Aidshilfe e.V. (DAH) (2021): Positive Stimmen 2.0. Mit HIV leben, Diskriminierung abbauen. Einblicke und Ergebnisse aus einem partizipativen Forschungsprojekt zum Leben mit HIV in Deutschland. Berlin. URL: https://hiv-diskriminierung.de/sites/default/files/documents/broschuere_finale_version.pdf (aufgerufen am 30.11.2021).

Robert-Koch-Institut (RKI) (2021): HIV/AIDS in Deutschland – Eckdaten der Schätzung*. Epidemiologische Kurzinformation des Robert-Koch-Instituts Stand: Ende 2020. Berlin. URL: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Eckdaten/EckdatenDeutschland.pdf?__blob=publicationFile (aufgerufen am 01.12.2021).

HIV/Aids-Beratung Unterfranken
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E-Mail: kontakt@aidsberatung-unterfranken.de